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Beate Walter-Rosenheimer und Brigitte Pothmer in der Frankfurter Rundschau

Jeder junge Mensch hat das Recht auf eine gute Ausbildung. Für den modernen Sozialstaat sollte dieses Versprechen eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Deutschland braucht eine Ausbildungsgarantie - und davon würden nicht nur Jugendliche profitieren.

Zu den heute vorgestellten Ergebnissen der Studie der Vodafone-Stiftung „Schule, und dann?" erklärt Beate Walter-Rosenheimer, Sprecherin für Jugendpolitik und Ausbildung:

Mehr als ein Drittel der Jugendlichen fühlt sich beim Übergang in eine Ausbildung nicht oder nur schlecht beraten. Beim Thema Berufsorientierung ist die Bundesregierung selbst ziemlich orientierungslos. Wenn junge Menschen praxisnahe und hilfreiche Informationen eher im Internet als bei öffentlichen Einrichtungen suchen, sollte die Bundesregierung sich fragen, ob sie ihrem Auftrag in der Ausbildungspolitik gewachsen ist.
Ministerin Wanka darf nicht länger warten: Jugendliche brauchen endlich hochwertige und lebensnahe Unterstützung bei der Berufswahl.

Zu den aktuellen Ausbildungsmarktzahlen der Bundesagentur für Arbeit erklärt Beate Walter-Rosenheimer, Sprecherin für Jugendpolitik und Ausbildung: 

Die Bilanz des aktuellen Ausbildungsjahres ist ernüchternd. Über 250 000 Jugendliche sind bislang bei der Arbeitsplatzsuche leer ausgegangen und landen im völlig unübersichtlichen Maßnahmendschungel des Übergangsbereichs. Die Bundesregierung muss endlich aufwachen und ihre Arbeit in der Ausbildungspolitik erledigen.

Denn bislang ist die Große Koalition in der Ausbildungspolitik vor allem eines: eine Koalition der großen Versprechungen. Nach fast einem Jahr warten wir noch immer auf die angekündigte Allianz für Aus- und Weiterbildung und auch eine Ausbildungsgarantie scheint in weiter Ferne. Garantiert ist nur die Tatenlosigkeit der zuständigen Ministerien.

Bildquelle: flickr.com, User: Padmanaba01 (Creative Commons Lizenz)

Zu den geplanten Kürzungen im Bereich der Jugendsozialarbeit erklärt Beate Walter-Rosenheimer, Sprecherin für Jugendpolitik und Ausbildung:

Bei der Jugendsozialarbeit plant die Bundesregierung deutliche Kürzungen. Die Förderung benachteiligter junger Menschen empfindet die Bundesregierung anscheinend nur als lästige Pflichtaufgabe. Das ist beschämend. Wir fordern eine finanzielle Aufstockung des Kinder- und Jugendplans, damit ausreichend Mittel zur Stärkung benachteiligter Jugendlicher zur Verfügung stehen.

Nachdem die Förderprogramme „Kompetenzagenturen" und „Schulverweigerung – die 2. Chance" ausgelaufen sind, will die Bundesregierung das Nachfolgeprogramm „JUGEND STÄRKEN im Quartier" angeblich zu einem Schwerpunkt der Jugendpolitik machen.

Doch die Antwort der Bundesregierung auf unsere schriftliche Frage belegt das Gegenteil: Nachdem aus den vorangegangen Förderprogrammen etwa 360 Standorte gefördert wurden, sind deutschlandweit für „JUGEND STÄRKEN im Quartier" nur 200 Projekte vorgesehen. Hohe Hürden bei der Antragsstellung führten außerdem zu geringen Rückmeldungen aus den Kommunen: insgesamt bewerben sich nur 220 Standorte für die Projektförderung. Vorher waren es deutlich mehr.

Zum Beginn des Ausbildungsjahres 2014/2015 und zur morgigen Vorstellung des DGB Ausbildungsreports 2014 erklärt Beate Walter-Rosenheimer, Sprecherin für Jugendpolitik und Ausbildung: 

Bundesregierung und Arbeitgeber jonglieren mit Zahlen. Obwohl Ende August noch 120.000 Ausbildungsstellen offen waren, gibt es weiterhin mehr als 100.000 unversorgte Bewerber. Es geht nicht um eine rechnerische Lücke von 20.000 Ausbildungsplätzen, sondern um 100.000 enttäuschte Jugendliche und 120.000 frustrierte Betriebe. Es reicht nicht, wenn Bundesministerin Wanka seit ihrem Amtsantritt dieses Dilemma als „Passungsproblem“ beklagt. Die Bundesregierung muss beim Thema Ausbildung endlich liefern. 

Auch die Arbeitgeber fordern stärkeres Engagement bei der Förderung benachteiligter Jugendlicher in der Ausbildung. Denn die Tatenlosigkeit der Bundesregierung bedroht die Zukunft vieler Betriebe. 

Der erste Entwurf für Frau Wankas Haushaltsplan 2015 lässt für die berufliche Bildung Schlimmes erahnen. In Pressemitteilungen macht die Koalition der Öffentlichkeit weis, die berufliche Bildung sei Schwerpunkt ihrer Bildungspolitik. Schwarz auf Weiß stehen im Haushaltsentwurf nun völlig unverständliche Mittelkürzungen. Für einige Unionspolitiker scheint die Warnung vor angeblich zu vielen Akademikern schon ein in sich schlüssiges Konzept der Ausbildungspolitik darzustellen.

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