In der Corona-Krise treten bestehende Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern besonders deutlich hervor. Dies zeigt sich jetzt einmal mehr, wenn es um die Aufteilung der Sorgearbeit sowie die Auswirkungen für Frauen auf dem Arbeitsmarkt geht.
Deshalb ist bei der Bewältigung der Folgen der Pandemie ist ein geschlechtersensibler Blick notwendig, um zu gewährleisten, dass die umfassenden Maßnahmen und Programme, die jetzt aufgesetzt werden, nicht zur Benachteiligung von Frauen und zu Rückschritten führen.
Wir Grünen im Bundestag schlagen in unserem Antrag "Geschlechtergerecht aus der Corona-Krise" konkrete kurz- und langfristige Instrumente vor, um Frauen vor Benachteiligung zu schützen und ihre Leistung anzuerkennen.

Frauen bilden bei den meisten „systemrelevanten“ Berufen, insbesondere im Care-Bereich, die Mehrheit. Auch in der Familie sind es in der Mehrheit Frauen, die jetzt die Mehrbelastung mit Homeschooling, Kinderbetreuung und Homeoffice schultern. Die Bundesregierung hat in ihren Antworten auf die Corona-Krise zu diesen Herausforderungen einen blinden Fleck. Hier wird erneut deutlich, dass Frauen unterrepräsentiert und dadurch nicht ausreichend in politische Entscheidungsprozesse eingebunden sind. 

Wir fordern die Einführung eines Geschlechtergerechtigkeits-Checks, mit dem alle bestehenden und kommenden Krisenmaßnahmen und Gesetzesvorschläge auf ihre unmittelbaren und mittelbaren Auswirkungen auf Frauen und Männer geprüft werden. Eine Stabsstelle im Kanzlerinnenamt soll dafür Sorge tragen, dass diese Angelegenheit Chefinnen-Sache wird. Ein unabhängiger Gleichstellungs-Krisen-Rat soll zu den dynamischen Entwicklungen beratend zur Seite stehen.

Die eigenständige Existenzsicherung von Frauen muss auch in einer Krise wie dieser gewährleistet werden. Selbst Paare, die eine faire Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit leben wollen, werden in der aktuellen Lage oft auf traditionelle Modelle zurückgeworfen. Mit einer modernen Zeit- und Familienpolitik wollen wir dafür sorgen, dass echte Entscheidungsfreiheit zur Aufteilung der familiären Sorgearbeit gewährleistet wird.

Die bestehende Arbeitsmarkt- und Steuerpolitik muss im Hinblick auf ihre Gleichstellungswirkung geprüft und diskriminierende Strukturen, Instrumente und Steuermodelle abgeschafft werden. Es braucht endlich eine bessere Bezahlung von Sorgeberufen, Entgeltgleichheit und ein Ende des Ehegattensplittings. Das Kurzarbeitergeld muss besonders für kleine Einkommen weiter angehoben werden.

In der Krise liegt die Chance, die Leistung von Frauen, die sie auch schon vor der Krise erbracht haben, sichtbarer zu machen und bereits lange vorliegende Forderungen für mehr Gleichstellung endlich umzusetzen. Wir können und wollen jetzt die politischen Entscheidungen treffen, um aus der Krise geschlechtergerecht heraus zu kommen. Dieser Aufgabe muss sich auch die Bundesregierung stellen.