Pfarrer Mensing und Diakon Schultz berichteten umfassend von ihrer Arbeit in der Versöhnungskirche, den positiven Veränderungen der Rahmenbedingungen für die Gedenkstätte und stießen auch mit den noch bestehenden Schwierigkeiten auf offene Ohren bei der Bundestagsabgeordneten, die die KZ-Gedenkstätte schon als Jugendliche in der Schulzeit besucht hat.

Pfarrer Mensing und Diakon Schultz können Frau Walter-Rosenheimer fast ausschließlich von Verbesserungen für die Gedenkstätte berichten. Seit 1965 ist das ehemalige KZ-Gelände eine Gedenkstätte und schon seit 1967 gibt es dort die Versöhnungskirche. „Besonders in der heutigen Zeit, in der die Gräueltaten des Nationalsozialismus immer weiter zurückliegen, sind besonders solche authentischen Orte der Erinnerung und des Mahnens unverzichtbar“, so die Bundestagsabgeordnete Beate Walter-Rosenheimer.

Deshalb wird seit 2010 auch endlich die Gedenkstätte in Dachau durch Bundesmittel in Höhe von 1, 2 Mio. Euro jährlich gefördert. Während es lange Zeit auf dem Gelände zum Beispiel keinen Ort gab zum Pausieren, konnte vor dem Eingang nun ein Besucherzentrum mit Cafeteria und Buchhandlung geschaffen werden. Das bringt mehr Ruhe aufs Gelände, besonders bei vielen Jugendlichen aus den Schulklassen, die oft viel Zeit dort verbringen.

Beate Walter-Rosenheimer, die u.a. Mitglied der Kinderkommission des Bundestages ist, berichtet: „Ich war bei meinem ersten Besuch auf dem Gelände selbst Jugendliche und schockiert.“ Dabei betont sie, dass häufig das Verhalten von Jugendlichen als äußerst unpassend gewertet wird, weil sie zum Beispiel lauter sind. Man müsse aber auch sehen, dass Jugendliche oft diese Erfahrungen anders kompensieren. „Während natürlich nicht jedes Verhalten, gerade an einem so sensiblen Ort, geduldet werden kann, so können die Veränderungen auf dem Gelände positiv dazu beitragen, solchen Situationen vorzubeugen.“

„Der direkte Kontakt, zum Beispiel mit Überlebenden und solchen Orten der Geschichte, ist außerdem viel eher geeignet, den Jugendlichen ein Bewusstsein für die Geschichte zu vermitteln als Frontalunterricht in der Schule“, bestätigt Pfarrer Mensing. Die Versöhnungskirche organisiert nicht nur Veranstaltungen mit Überlebenden aus dem Konzentrationslager, sondern hat mit Kooperationspartnern das Projekt „Gedächtnisbuch für die Häftlinge des KZ Dachau“ ins Leben gerufen. Eine Auswahl aus den Biographien wurde in der internationalen Wanderausstellung „Namen statt Nummern“ schon in vielen Ländern gezeigt. Außerdem lädt sie jeden Sonntag Vormittag zum Gottesdienst ein und beteiligt sich an vielen weiteren Projekten.

Pfarrer Mensing und Diakon Schultz sind nicht nur sehr erfreut über die strukturellen Verbesserungen. Auch die Kooperation mit der Gedenkstätte, der Stadt Dachau, dem Comité International de Dachau und ebenfalls die ökumenische und interreligiöse Zusammenarbeit, u.a. mit der katholischen und orthodoxen Kirche und der jüdischen Gedenkstätte auf dem Gelände, wird von ihnen als eng und fruchtbar beschrieben.

Nur einen Nachteil hat die neue Förderung durch den Bund und die damit verbundenen neuen Auflagen für die Versöhnungskirche: Für die Kirche und ihre Kooperationspartner wird es schwieriger an Mittel für bestimmte eigene Projekte zu kommen. So kann zum Beispiel das Projekt „Gedächtnisbuch“ derzeit nicht weiter aus diesen Mitteln gefördert werden. Ähnlich sieht es mit dem Wunsch nach mehr Personal für die Gedenkstätte aus, nicht zuletzt, weil die Öffnungszeiten vor kurzem erweitert worden sind.

Nicht nur in dieser Sache werden Beate Walter-Rosenheimer, die lange Zeit im Landesarbeitskreis ChristInnen aktiv war, und die Versöhnungskirche in weiterem Kontakt bleiben.